Auteur : Ariane Steffen
Die Circular RENO Partner Days fanden am 3. und 4. April 2024 in Bonn statt – ein inspirierendes Treffen im Rahmen des von der EU finanzierten Projekts Circular RENO. Etwa 35 Projektteilnehmer aus fünf Ländern arbeiteten zwei Tage lang intensiv zusammen, um die Entwicklung von biosourcierte Baustoffe für die energetische Sanierung von Gebäuden voranzutreiben.
Workshop-Tag in einer Schlossatmosphäre
Die Universität Bonn, mit ihrem historischen Rahmen, bot den idealen Rahmen für den ersten Tag des Workshops. Mitten im Projekt präsentierten die verschiedenen Interessengruppen, darunter Wohnungsunternehmen, Modulhersteller und Forschungsinstitute, ihre aktuellen Projekte und Erfolge bei der Etablierung regionaler und biosourcierter Lieferketten. Neben einem Überblick über die bisherigen Entwicklungen und Ergebnisse des europäischen Interreg NW Projekts beinhaltete das Programm interaktive Diskussionen, insbesondere zur Integration der CO₂-Speicherung in die Bauvorschriften, zur Wirtschaftlichkeit biosourcierter Renovierungslösungen und zu Strategien für deren Zertifizierung. Die „Vögel und Bienen“-Session bildete den Abschluss der Veranstaltung: In kleinen Gruppen diskutierten die Teilnehmer die allgemeinen Themen der transnationalen Arbeitsgruppen. Die Miscanthus Building Group, die 2024 gegründet wurde, traf sich am Vorabend, um das Potenzial des schnell wachsenden Miscanthus als Baustoff zu erkunden.
Miscanthus Haus in Strohn – autark und nachhaltig
Der zweite Tag war der praktischen Inspiration gewidmet. Im Rahmen einer eintägigen Exkursion wurden drei Standorte in der Metropolregion Bonn besucht, an denen innovative Ansätze im Bereich biosourcierter Bauweisen, insbesondere mit der Verwendung des Baustoffs Miscanthus, konkret umgesetzt wurden.
Der erste Stopp war das Miscanthus Haus in Strohn, Rheinland-Pfalz. Dieses Einfamilienhaus wurde mit Miscanthus-Kalk gebaut, einem ökologischen Baustoff, der CO₂ speichert. Es ist vollständig energieautark dank Photovoltaik sowie einer Speicherlösung und einem Heizsystem. Neben hoher Energieeffizienz bietet das Haus auch ein gesundes Raumklima – ein Leuchtturmprojekt für ressourcenschonendes Bauen in ländlichen Gebieten.
Forschung zum Anfassen
Auf dem Campus Klein-Altendorf, einem externen Labor der Universität Bonn, drehte sich alles um Pflanzen, die als Grundlage für biosourcierte Baustoffe dienen. Auf den Miscanthus-Feldern und in den Versuchsanlagen erfuhren die Teilnehmer mehr über den Anbau, die Verarbeitung und die Eigenschaften der Materialien. Demonstrationswände aus Miscanthus-Putz und technische Labore für Materialtests konnten ebenfalls besichtigt werden. Der Austausch mit den dortigen Forschern zeigte deutlich, dass die Brücke zwischen Landwirtschaft, Forschung und dem Bausektor entscheidend ist, um diese Lösungen in größerem Maßstab umzusetzen.
Kottenforst Gewerbepark
Die Exkursion endete mit einem Besuch des Kottenforst Gewerbeparks auf dem Testgelände des Bio Innovation Park Rheinland eV in Meckenheim, wo zwei experimentelle Gebäude einen lebendigen Einblick in die Zukunft des nachhaltigen Bauens gaben. Dort befindet sich das „Hausbaum Tiny House“ – ein Modellprojekt für klimaneutrales Bauen mit innovativen Baustoffen wie Miscanthus und Paulownia. In Kombination mit digital unterstützter Planung über BIM und dem Einsatz eines digitalen Zwillings zeigt das Gebäude, wie ökologische Materialien und moderne Technologien Hand in Hand gehen können, um neue Maßstäbe in der Planung, Umsetzung und Bewertung zu setzen. Ein weiteres Highlight war die „Workbox“ – ein offenes Laborgebäude, das ebenfalls die Verwendung schnell wachsender Pflanzen wie Miscanthus im Bauwesen demonstriert. Ziel ist es, ein Kompetenzzentrum für Baustoffe aus nachwachsenden Rohstoffen in Nordrhein-Westfalen zu schaffen. Die Teilnehmer erhielten spannende Informationen über die aktuelle Forschung zu Baustoffen, die Prinzipien der Bau-Biologie und das Potenzial einer regionalen Wertschöpfungskette auf biologischer Basis.
Circular RENO – Biosourcierte Renovierung in Nordwesteuropa
Das europäische Projekt Circular RENO entwickelt bis 2026 Lösungen für Renovierungen unter Verwendung regionaler, biosourcierter Materialien, von denen einige modular und vorgefertigt sind. Ziel ist es, energieeffiziente und CO₂-speichernde Fassaden- und Dachelemente für Einfamilien- und Mehrfamilienhäuser marktfähig zu machen. Das Projekt vereint 15 Partnerorganisationen aus Deutschland, Frankreich, den Niederlanden, Irland und Belgien und setzt sich auf verschiedenen Ebenen für nachhaltiges Bauen ein: von der Entwicklung regionaler Lieferketten und Pilotprojekten bis hin zu Zertifizierungsstrategien und politischen Empfehlungen.
In Deutschland unterstützt das Energiesprong-Team der dena das Projekt in Zusammenarbeit mit der Universität Bonn (INRES) und einer kommunalen Wohnungsbaugesellschaft.
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